Statement von Alma Zadic

Liebe ist kein Verbrechen! Es ist unsere Aufgabe, Diskriminierungen klar zu benennen und Vorurteile abzubauen.
Alma Zadic

Diskriminierung hat viele Gesichter – sie zeigt sich in Vorurteilen, in ungleichen Chancen und in offener Ausgrenzung. Die Geschichte der Zweiten Republik lehrt uns, dass Diskriminierung fest in den Strukturen einer Gesellschaft verwurzelt sein kann, wenn wir nicht bewusst dagegen ankämpfen.

Es ist unvorstellbar, dass Homosexuelle in Österreich bis 2002 strafrechtlich verfolgt wurden. Ein Unrecht, das viel Leid verursacht hat. Heute, 22 Jahre später, haben alle, die von diesem Unrecht betroffen sind, Anspruch auf Rehabilitierung und finanzielle Entschädigung.

Auch wenn die Entschädigung das erfahrene Unrecht und Leid nie wiedergutmachen kann, ist es mir wichtig, dass der Staat Verantwortung übernimmt. Denn die Betroffenen wurden von den Institutionen, die sie eigentlich hätten schützen sollen, in ihrer Würde und ihrem Menschsein verletzt.

Daher habe ich mich als Justizministerin im Namen der Justiz bei allen Betroffenen und ihren Angehörigen für das erlebte Unrecht und auch das lange Schweigen, das darauf folgte, entschuldigt. Liebe ist kein Verbrechen!

Gleichzeitig gibt es immer noch viel zu tun: Die LGBTIQ-Community ist auch heute noch von Diskriminierungen betroffen – im Alltag, im Arbeitsleben, in sozialen Beziehungen. Es ist unsere Aufgabe, diese klar zu benennen und Vorurteile abzubauen.

Ich glaube fest daran, dass wir eine Gesellschaft schaffen können, in der alle unabhängig von sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität, sozialer oder nationaler Herkunft, Hautfarbe oder Religion, die gleichen Chancen im Leben bekommen. Lassen wir uns nicht von den Herausforderungen entmutigen, aktiv aufeinander zugehen, und gemeinsam entschlossen gegen Ungerechtigkeiten vorgehen. So können wir eine bessere und gleichberechtigte Zukunft für alle schaffen.

Alma Zadić ist eine österreichische Juristin und Politikerin der Grünen, die seit 2020 als Justizministerin tätig ist. Sie setzt sich für Reformen im Justizwesen, gegen Korruption und für den Schutz von Menschenrechten ein. Zadić ist die erste Ministerin Österreichs mit bosnischer Migrationsgeschichte.

Instagram: @almazadic

diskriminiert+ ist eine Initiative des Bundesministeriums für Justiz, die sich mit der historischen Aufarbeitung von Diskriminierung und Ausgrenzung in der Zweiten Republik Österreichs beschäftigt. Ziel des Projekts ist es, die Mechanismen der Diskriminierung bis heute sichtbar zu machen und das Bewusstsein für Gleichberechtigung und Toleranz zu stärken. Dieses Anliegen wird von vielen Menschen aus der Öffentlichkeit unterstützt, die sich in persönlichen Statements klar gegen Diskriminierung aussprechen und ihre Gedanken zu einer inklusiven, zukunftsorientierten Gesellschaft teilen.