Wir alle wachsen in einem patriarchalen System auf, das eindeutig eine Personengruppe bevorzugt: weiße, cis-hetero Männer. Auf persönlicher Ebene können sie durchaus auch schwere Lasten zu tragen haben, strukturell gesehen sind sie jedoch der Standard, die Personengruppe, die systematisch Vorteile im Leben erhält – und das von klein auf. Als Frau in diesem System wird mir nicht alles in den Schoß gelegt, und trotzdem habe ich als weiße Person Privilegien, die vielen BiPoCs zum großen Teil verwehrt bleiben. Ich werde diskriminiert und bin unterbewusst und ungewollt auch Diskriminierende, weil wir alle mit veralteten Geschlechterrollen und patriarchalem Gedankengut aufwachsen und Jahre brauchen, um diese Stück für Stück zu verlernen. Doch es ist unsere Aufgabe, genau dies zu tun, egal wie ungemütlich es dabei wird. Denn dass ein einmaliges Posten einer schwarzen Kachel nicht reicht, wissen wir mittlerweile alle. Ich werde immer selektiver, mit wem ich meine Zeit verbringe, und merke dabei eines ganz deutlich: Hauptsächlich umgebe ich mich mit FLINTA*, also mit weiblich gelesenen und/oder queeren Personen. Ich fühle mich solidarisch mit ihnen, weil wir täglich ähnlicher patriarchaler Gewalt und Strukturen ausgesetzt sind. Wir bauen unseren eigenen Safe Space in diesem System auf, das wir gleichzeitig verändern wollen. Wir kämpfen ähnliche Kämpfe. Und auch wenn ich die Frau, die gerade alleine nachts um 1 Uhr auf den Nachtbus wartet, nicht kenne, setze ich mich auf die Bank neben sie, weil ich weiß, wie es sich anfühlt, als weiblich gelesene Person um diese Uhrzeit alleine unterwegs zu sein. Und so sind wir füreinander da, auch wenn wir uns gar nicht kennen.
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